CD-Kritik: Kissogram - The Secret Life of Captain Ferber

Schönes im Spannungsfeld von Elektro, Wave und Pop kam
im letzten Jahr vom Berliner Duo Kissogram. Jonas Poppe und Sebastian
Dassé zeigen eindrucksvoll, dass Musik, die auf der Tanzfläche
hervorragend funktioniert auch ohne Kopfschmerzen im eigenen Wohnzimmer
genossen werden kann.
In nicht wenigen aktuellen Produktionen vollzieht sich derzeit eine
Rückbesinnung auf den Synthiepop der 80er Jahre, um uns diesen
angereichert mit den Stilmitteln des Punk und mit modernen Clubsounds aufgepeppt zu
präsentieren. Bei der Gestaltung dieser momentan sehr angesagten
Soundästhetik gelingt es jedoch nur wenigen Künstlern im Dunstkreis des
"Electroclash"-Hypes gleichzeitig auch Songstrukturen mit Tiefgang zu
schaffen.
Kissogram gehören ähnlich wie die (ungleich melödiöser und poppiger agierenden) Zoot-Woman zu dieser kleinen Gruppe. Agressive und rohe Songs mit hohem "Noise" und "in die Fresse"-Faktor wie das wohl vielen bekannte "Cool Kids Can't Die" werden hier immer mit ausreichend Ironie ausgestattet, um sich mit den vielen melacholischen, fast schon balladenhaften Titeln des Albums gut zu vertragen.
Den Songs auf "Secret Life of Captain Ferber" wohnt dabei immer eine geniale Verschrobenheit inne: Da klingt dann öfters mal, wie etwa im orientalisch angehauchten "Sad Boy" der eigene Weltschmerz und die Fremdheit im Stile der "Doors" durch, während "Teenage Dance" an den Humor und die Nervosität der "Talking Heads" erinnert. (PE)